Warum spielst du Beachvolleyball? Das ist eine Frage, deren Antwort hilfreiche Erkenntnisse bringen kann – egal ob Beachvolleyball dein Hobby ist, mit dem du den Großteil deiner Zeit verbringst oder du sogar Ambitionen hast, höher zu spielen und mit dem Sport Geld zu verdienen.
Vielleicht bist du auch Beachvolleyball-Profi und fragst dich gerade, warum du deinen Körper so forderst und wofür du jeden Sommer so ziemlich alle gemeinschaftlichen Events in deiner Familie und deinem Freundeskreis verpasst?
Wenn wir herauszufinden, warum wir Dinge tun, was sie uns geben sollen und ob wir die erhofften Gefühle dadurch tatsächlich erleben, können wir unsere Emotionen viel besser einordnen und klarere Entscheidungen treffen. Im ersten Moment kommt dir das vielleicht seltsam vor. Ich habe selbst über 20 Jahre Beachvolleyball gespielt, bevor ich mir zum ersten Mal die Frage nach dem „Warum“ gestellt habe. Jetzt hilft mir das Wissen über mich, gute und klare Entscheidungen für mich zu treffen.
Also, warum spielst du Beachvolleyball? Die spontane Antwort lautet meist: „Ich will einfach nur Spaß haben.“ Und wenn wir bei einem Turnier früh ausscheiden und uns unglücklich fühlen, fragen wir uns, warum das nicht funktioniert hat mit dem Spaß. Klappt das nur, wenn man gewinnt? Es ist auf jeden Fall einfacher, denke ich, aber möglicherweise steckt noch mehr dahinter. Du hast es sicherlich schon erlebt, dass du Spiele verloren hast oder früh ausgeschieden bist und trotzdem ein gutes Gefühl hattest. Mal hast du gewonnen und warst dennoch unzufrieden, richtig? Also stellt sich die Frage: Wann hast du Spaß? Was muss dafür gegeben sein? Mit wem fühlst du dich wohl auf dem Platz, was tut dir gut? Wenn du deine Bedürfnisse mit denen deiner Freunde vergleichst, wirst du feststellen, dass es viele Gemeinsamkeiten und viele Unterschiede gibt. Deshalb funktionieren manche Menschen auch besser zusammen als andere.
Übung
Notiere dir untereinander als Liste 16 Dinge, die dir wichtig sind, wenn du Beachvolleyball spielst. Das kann alles mögliche sein, zum Beispiel: Wärme, Meer, bestimmte Mitspieler, eine entspannte Atmosphäre, das Essen danach. Es geht nicht darum, Dinge aufzulisten, die du in deine Sporttasche packen würdest. Es geht vielmehr darum, dir dein persönliches perfektes Szenario zu basteln. Du kannst davon ausgehen, dass alle notwendigen Dinge wie Netz, Pfosten, Sand, Ball vorhanden sind. Es geht darum, die Dinge aufzuschreiben, die für dich besonders wichtig sind. Wenn aber zum Beispiel der Ball oder deine Sonnenbrille eine besondere emotionale Bewandtnis für dich haben, schreib diese Dinge gern auf (für mich ist zum Beispiel der Mikasa wichtig, denn ich spiele nicht so gern mit dem Molten oder dem Wilson, hihi.)
Das Wichtigste bei dieser Übung ist, sie ohne Wertung zu machen. Nimm die Begriffe, die dir zuerst und intuitiv einfallen und hinterfrage oder korrigiere sie nicht mit deinem Verstand. Alles was kommt ist ok und genau richtig in dem Moment. Lass dir auch nicht von jemand anderem erzählen, was du aufschreiben solltest oder müsstest. Diese Übung kann nur jeder für sich allein machen. Es geht dabei darum, ehrlich zu dir selbst zu sein, denn am Ende möchtest du dir ja selbst ein gutes Gefühl geben durch das Beachvolleyball spielen. In einigen Lebensphasen sind uns manche Dinge wichtiger als in anderen, deshalb kannst du diese Übung ruhig häufiger machen. Du wirst vermutlich jedes Mal ein etwas anderes Ergebnis erzielen, denn wir verändern uns ständig.
Vermutlich unterscheiden sich die Dinge auch, je nachdem, ob du ein Turnier spielst, zum Training gehst oder zum Beispiel in ein Camp fährst, daher kannst du diese Liste auch gern mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausfüllen. Generell empfehle ich dir, es beim ersten Mal für Beachvolleyball an sich zu machen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie du zu dem Sport stehst.
Diese Übung nennt sich „Das Inselspiel“. Du kannst sie bezogen auf diverse Segmente anwenden: Beruf, Partnerschaft oder auch mit der Frage: Was ist mir generell im Leben wichtig? Vielleicht taucht auch dort wieder Beachvolleyball auf und steht für einen bestimmten Wert.
Wenn du mit der Liste fertig bist, schreibe neben jedes Wort einen Wert, also das Gefühl oder das Bedürfnis, die diese Sache erfüllt. Zum Beispiel kann die bestimmte Mitspielerin für den Wert Freundschaft stehen, die Möglichkeit, draußen Sport zu machen für Freiheit. Mit dem eigenen Ball zu spielen kann Sicherheit bedeuten. Es gibt hier kein richtig oder falsch, folge wieder deiner Intuition.
Nun gehe der Reihe nach von oben nach unten und schaue dir immer die zwei Werte an, die untereinander stehen. Entweder streichst du einen von beiden oder du fasst beide zu einem neuen Wert oder Gefühl zusammen. Das erscheint manchmal unmöglich, hilft dir aber dabei, in dein Innenleben zu gelangen und das herauszufiltern, was dir wirklich wichtig ist. Auf diese Weise kürzt zu die 16 Begriffe zunächst auf acht und dann noch einmal auf vier.
Aus diesen vier Begriffen formulierst du nun einen Satz, der für dich dein Leitspruch für Beachvolleyball ist
Es geht es nicht darum, dass alle unsere Werte immer zu hundert Prozent erfüllt sind. Das ist nur selten möglich. Du wirst aber schnell merken, warum dir gewisse Turniere oder Trainingseinheiten mehr Freude bereiten als andere. Ziel ist es, dir stets möglichst viele deiner Bedürfnisse zu erfüllen. Unsere Werte zu kennen, hilft auch dabei, Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen. Bei mir gehören zum Beispiel eine strukturierte Turnierorganisation und ein faires Miteinander auf dem Feld zum einem schönen Beachvolleyball-Erlebnis. Weil ich das über mich weiß, achte ich darauf, in welcher Umgebung ich mich bewege. Ich melde mich zum Beispiel kaum noch bei Turnieren an, bei denen ich aus meiner Erfahrung ahne, dass die Organisation sehr chaotisch sein kann. Wenn ich es aber trotzdem tue, weiß ich um meinen Wert und kann die Erlebnisse vor Ort viel besser einsortieren. Ich weiß, warum es mich stört und brauche mich nicht aufzuregen, denn ich habe mich bereits vorab damit beschäftigt und mich trotzdem dafür entschieden, weil mir eventuell ein anderer Wert noch wichtiger war.
Gleiches gilt, wenn zum Beispiel für dich Sonne und Wärme eine große Rolle spielen und es beim Turnier regnet. Können die anderen Gefühle das auffangen oder ärgerst du dich den ganzen Tag darüber? Hier hilft es, dich kurz damit zu beschäftigen, dass dir Sonne und Wärme offensichtlich wichtig sind und dich dann darauf zu konzentrieren, dass möglichst viele deiner anderen Werte erfüllt werden. Oder, wenn das für dich ein entscheidender Faktor ist, einer, der bei den letzten vier übrig gebliebenen dabei ist und dessen Nichterfüllung dir den Spaß nimmt, dann kannst du auch entscheiden, in diesem Moment nicht zu spielen und mit dieser Entscheidung vielleicht besser leben, weil du deinem Bedürfnis gefolgt bist und dich um dich gekümmert hast.